Diagnose in der Schwangerschaft: Hashimoto

Unser großer Wunsch waren immer drei Kinder. Nachdem Nr. eins und zwei relativ schnell hintereinander geboren wurden (hierzu folgt auch noch ein Blogbeitrag), haben wir uns für Nummer drei etwas mehr Zeit gelassen. Es standen auch erst einmal andere Sachen an: Die Erholung meines Körpers (!), wir haben ein Haus gekauft und nicht zu vergessen das ganze Corona Thema.

Doch Mitte letztens Jahres wurde der innere Wunsch immer lauter und im November durfte ich ein drittes Mal einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten. Die Freude und das Glück waren unbeschreiblich und die ersten sechs Wochen befand ich mich definitiv auf einem Gefühls-Hoch.

Relativ schnell stellten sich jedoch die ersten „Begleiterscheinungen“ der Schwangerschaft ein. Mir war tagsüber oft schlecht, Geruchsempfindlichkeit und ich war einfach SO müde! Meine Konzentrationsfähigkeit hat schlagartig nachgelassen und ich wusste nicht mehr, worüber ich noch vor 5 Minuten gesprochen hatte; geschweige denn was es morgens zum Frühstück gab. Zudem war mir immer kalt, egal wie viele Schichten Kleidung ich am Körper trug. Das ging so weit, dass ich einfach arbeitsunfähig war und nach und nach immer weiter abbaute. Wie sich meine Kinder dabei fühlten, dass Mama nicht mehr dieselbe war, kann ich nur erahnen.

 

Normalerweise bin ich ein totales Energiebündel. Mein Mann hat mich schon immer bewundert, wie ich morgens einfach so aus dem Bett springe und um 6:30 Uhr schon Yoga, Haushalt und Wäsche erledigt habe. Und das alles mit Leichtigkeit. Die Positivität und Lebensfreude sind einfach in mir, und so gehe ich üblicherweise meinen Alltag an. Im Dezember 2021 frage ich mich allerdings wirklich, wie ich mich weiter um meine Kinder kümmern soll und ob ich die Schwangerschaft überhaupt durchstehen kann. Alles war mir zu viel: Weihnachtsvorbereitungen (normalerweise bin ich schon ab Ende Oktober in absoluter Weihnachtsstimmung!), soziale Kontakte, manchmal gelang es mir noch nicht mal aus dem Bett aufstehen. Ich war wie im Nebel. „Diese Schwangerschaft hat es ganz schön in sich“, sagte mein Mann noch besorgt zu mir und versuchte gleichzeitig so viel aufzufangen wie es ihm möglich war.

Der langersehnte Termin bei meiner Frauenärztin

Ich erinnere mich noch, dass ich den Termin in der 9. Woche bei der Frauenärztin herbeigesehnt habe. Sie begleitet mich seit meinem 14. Lebensjahr und ich habe mich in der Praxis schon immer gut aufgehoben gefühlt. Nach einem längeren Gespräch und der Blutentnahme, sprach sie vorsichtig das Thema einer beginnenden Schwangerschaftsdepression an. Ich bin ehrlich gesagt aus alles Wolken gefallen. Schließlich ist das meine dritte Schwangerschaft und die Freude darüber war riesig. Ich wusste zwar, dass mein aktueller Zustand depressionsähnliche Züge aufwies, ich nahm ihre Einschätzung auch ernst, doch gleichzeitig fühlte es sich nicht richtig an.

Einen Tag später kam der erlösende Anruf: „Frau Boshold, ihre Blutwerte sind nicht in Ordnung. Der Schilddrüsenwert ist sehr auffällig und die Entzündungswerte auch erhöht.“ Also ging es Anfang Januar zum Hausarzt, der weitere Untersuchungen durchführte. Eine Schilddrüsenunterfunktion war bei mir schon lange bekannt, doch ich dachte mir nichts dabei, da ich seit Jahren eigentlich gut eingestellt war. Nach dem Ultraschall war allerdings klar: meine Schilddrüse ist bereits komplett durchlöchert, Diagnose: Hashimotothyreoiditis. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Genauer gesagt bildet mein Körper Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe, welches daraufhin zerstört wird.

Auch wenn man es mir nicht glauben mag, ich war so erleichtert. Es gab eine Erklärung warum es mir so ging, ab jetzt kann es ja nur besser werden! Ich kannte mich schon ein wenig mit dieser Erkrankung aus, in meinem Umfeld sind selber einige Freundinnen betroffen und zudem habe ich einige Kundinnen, die an Hashimoto leiden. Je mehr ich darüber sprach, desto mehr Frauen offenbarten mir, dass sie mit der selben Diagnose leben. Ich dachte noch, wow! Das habe ich nie bemerkt. Warum geht es allen so gut dabei, nur mir nicht?

Ohne Medizin erst mal keine chance

Das L-Thyroxin (künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon) wurde erst mal nach und nach neu eingestellt. Es wurde (und wird) immer in 25 mcg-Schritten erhöht. Mein Arzt gab mir von vornerein die ehrliche Einschätzung, dass es dauern würde bis sich eine Verbesserung einstellt. Gerade in der Schwangerschaft muss regelmäßig kontrolliert werden, wie sich die Werte entwickeln und vorsichtig justiert werden. Um die Einnahme komme ich während der Schwangerschaft nicht drum herum. Es geht jetzt erst mal um „Schadensbegrenzung“, um Stabilität und Gleichgewicht in meinem Körper.

ALternativen für mich

Gleichzeitig habe ich mich noch mal umfassender weitergebildet, da ich weiß, dass es alternative Methoden und Therapien gibt, die meinen Körper unterstützen. Zum Beispiel habe ich über einen längeren Zeitraum ein Ernährungstagebuch geführt, um eine Lebensmittelunverträglichkeit für mich selbst herauszufinden. Getreide bzw. Gluten einen negativen Einfluss bei Hashimoto Betroffenen haben. Auf Kuhmilch und den üblichen Haushaltszucker verzichte ich ohnehin schon seit Jahren, also kommen nun auch noch Weizen und andere glutenhaltige Lebensmittel hinzu. Da ich jedoch jegliche Art von Brot, Nudeln und Teig liebe, ist es eine ganz schöne Herausforderung! Ich probiere immer noch herum, welche alternativen Mehlsorten zueinander passen, wie ein glutenfreier Pizzateig am Besten hält und welche Nudeln am leckersten sind. Es gibt zwar unzählige Rezepte im Netz, doch nicht alle funktionieren für mich oder schmecken. Eine alternative zu unserem geliebten Bananenbrot habe ich schon gefunden, das Rezept dafür findet ihr hier.

Zudem habe ich die Einnahme meiner Supplements, also Nahrungsergänzungsmittel, für mich erhöht. Dazu folgt in Kürze ein eigener Beitrag.

Bild SSW 16_2

Wie geht es mir jetzt?

Es wird jeden Tag ein bisschen besser. Mittlerweile ist die Diagnose etwas mehr als vier Monate her und ich hätte nicht gedacht, dass es mir in dieser Schwangerschaft noch mal so gut gehen könnte! Natürlich gibt es immer wieder Tage, an denen mir alles schwer fällt oder ich merke, dass meine Laune schwankt. Ich habe auch mehr Gewicht zugenommen als in den vorangegangenen Schwangerschaften. Doch das positive Lebensgefühl ist zurück und nach und nach kommt auch die Leichtigkeit wieder.

Hashimoto ist nicht heilbar, so viel ist sicher. Die dritte Schwangerschaft hat bei mir einen heftigen Schub ausgelöst, der mich einmal komplett umgehauen hat. Es gibt es jedoch viele verschiedene Therapien und Wege, gut mit dieser Krankheit umzugehen. Nach der Schwangerschaft und nach Beginn der Stillzeit, also wenn sich die Hormone langsam wieder eingependelt haben, beginnt für mich mit Sicherheit ein neuer Abschnitt. Ein Besuch bei einem Spezialisten und die dazugehörige Therapie ist fest eingeplant. Ich nehme Euch hier ein Stück mit, auf meinem ganz persönlichen Weg im Umgang mit der Krankheit.

 

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